In the first half of March 2020, a wave of wildcat strikes swept through factories in northern Italy, aiming to impose an immediate lockdown. At the time, the industrial regions of Lombardy and Veneto reigned supreme in mortality statistics. Ultimately, these spontaneous stoppages by workers contributed to a two-week closure of all ‘non-essential’ businesses by the end of the month.
Today, less than two years later, the main weapon in the fight against the pandemic is no longer lockdowns, but vaccination. Some workplaces in northern Italy have, again, become the center of focus. This time, they appear as bastions of a supposed fight for freedom – that is, against the requirement of a vaccination certificate or a negative COVID-19 test upon coming to work.
At the start of the pandemic, the world marvelled at the successes of Central and Eastern Europe. It was hypothesised that the virus had no chance in this region because of the once compulsory TB vaccination, which, it was thought, could have also created a barrier against COVID-19. Others pointed to the obedience with which the population of the former Eastern Bloc accepted restrictions on movement. This was seen as the legacy of authoritarian regimes or as the result of people’s fear of what would happen if the pandemic overwhelmed the countries’ underfunded health systems.
Today, countries on the right side of the Iron Curtain are leading the way in the growth of infection and mortality rates. Compared to other European countries, they also lag behind in vaccination. The collapse of hospital care, the notion of which had once supposedly so horrified us, is banging on Slovakia’s door. Hence, some are once again invoking the spectre of Communism – only this time not to explain obedience but lack thereof.
The truth is, this disobedience by a section of Italian workers or the former Ostblok population is completely blind. Above all, it cannot be compared with the revolt of 2020. The latter’s actors instinctively stood up in defence of lives, acting in solidarity with the exhausted workforce in the health sector. They faced a State that, for economic reasons, was dragging its feet on introducing stricter measures, and Capital that, for the very same reasons, was trying to keep production running for as long as possible.
Now the cards are dealt differently. Vaccination not only reduces the risk of infection, severe illness, or death, it is also economically more advantageous. Bosses have no need for sick and absent employees or disruptions in supply chains. Nor does the state need periodic school closures, chaos in health care and closures in the economy. Mass vaccination has therefore become the main strategy of states, often supported by employers’ associations. However, this does not at all mean that it is contrary to the interests of workers. Capital is interested in labor power as a commodity to be bought cheaply and squeezed efficiently – and it is only in this context that it is concerned with protecting its quality. But for workers, the commodity “labor power” is inseparable from their own bodies. Protesting against vaccinations and other public health measures designed to protect labor power is like refusing to wear welding gloves because the foreman asked you to.
Today’s disobedience is self-destructive, but it is also fake through and through. The platform of the Slovak “freedom fighters” who attack supermarket cashiers and hold protests in squares is an amalgam of all the reactionary nonsense that has been washed up over the last fifteen years by capitalist crises, from the Great Recession to the European refugee crisis. The starting point of this struggle for freedom is not solidarity, but the individualism of the atomized citizen. Its target is fictitious oppression, leaving the real sources of domination that existed long before the pandemic untouched, or even aiming at strengthening them. What could better describe this kind of “anti-system” protest than the fact that it constantly references that system’s constitution and laws?
The Italian strikes of yesteryear were an example to follow. Alas, they only found episodic echoes – for instance, in the struggles for adequate PPE in American hospitals. However, they have nothing in common with today’s forms of disobedience. A continuity could only arise on a basis that is completely alien to this role-playing of revolt: solidarity, autonomy, the defence of the immediate interests of workers. As far as the pandemic is concerned, along with solidarity with struggles for better working conditions in the health sector, such an approach would also include the fight for making vaccines available to all the people in the world who need them.
In der ersten Märzhälfte 2020 kam es in den norditalienischen Fabriken zu einer Welle wilder Streiks, die einen sofortigen Lockdown zum Ziel hatten. Damals waren die Industrieregionen wie Lombardei oder Venetien die Spitzenreiter in der Sterblichkeitsstatistik. Spontane Aktionen trugen schließlich dazu bei, dass Ende des Monats alle „nicht systemerhaltende“ Betriebe im Lande für zwei Wochen geschlossen wurden.
Weniger als zwei Jahre später ist die wichtigste Waffe im Kampf gegen die Pandemie nicht mehr der Lockdown, sondern die Impfung. Und es sind einige Betriebe in Norditalien, die zu Zentren des vermeintlichen Kampfes für die Freiheit geworden sind – d.h. gegen das Wegsperren Aller die nicht geimpft oder getestet sind aus den Arbeitsstätten.
Zu Beginn der Pandemie staunte die Welt über die Erfolge der mittel- und osteuropäischen Länder in deren Eindämmung. Es wurde vermutet, dass die hier früher obligatorische Tuberkuloseimpfung vielleicht auch eine Barriere gegen Covid-19 gebildet haben könnte. Andere wiesen auf die Gehorsamkeit hin, mit der die Bevölkerung des ehemaligen Ostblocks Bewegungseinschränkungen akzeptierte. Sie erklärten diese als Erbe autoritärer Regime oder wollten sie als Ausdruck der Angst vor Überforderung der unterversorgten Gesundheitssysteme verstehen.
Heute sind die Länder auf der rechten Seite des ehemaligen Eisernen Vorhangs führend in dem Anstieg von Infektionen und Todesfällen. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern sind sie dazu bei der Durchimpfung im Rückstand. Der Zusammenbruch der Krankenhäuser, den wir angeblich so sehr gefürchtet haben, schlägt in der Slowakei bereits heftig an die Tür. Und so wird heute von einigen wieder das Gespenst des Kommunismus heraufbeschworen. Diesmal nicht, um den Gehorsam zu erklären, sondern das Fehlen desselben.
Der derzeitige Trotz eines Teils der italienischen Arbeiter*Innen sowie der Bevölkerung des Ostblocks ist ziemlich blind. Sie ist vor allem nicht mit der Revolte von 2020 zu vergleichen. Ihre Akteure und Akteur*Innen setzten sich instinktiv für den Schutz von Menschenleben ein und zeigten sich solidarisch mit den überlasteten Kräften im Gesundheitswesen. Sie sahen sich mit einem Staat konfrontiert, der vor allem aus wirtschaftlichen Gründen strengere Maßnahmen hinauszögerte, und mit Unternehmen, die aus denselben Gründen versuchten, so lange wie möglich an Fortsetzung der Produktion festzuhalten.
Jetzt werden die Karten anders verteilt. Die Impfung verringert nicht nur das Risiko einer Infektion, einer schweren Erkrankung oder des Todes, sondern ist auch wirtschaftlich vorteilhafter. Unternehmen können keine kranke und abwesende Arbeitskräfte oder Unterbrechungen der Lieferketten brauchen. Der Staat braucht auch keine periodischen Schulschließungen, kein Chaos im Gesundheitswesen und keinen Stillstand in der Wirtschaft. Massenimpfungen sind daher zur wichtigsten Strategie der Staaten geworden, die häufig von den Arbeitgeberverbänden unterstützt werden. Dies bedeutet jedoch keineswegs, dass es den Interessen der Arbeiter*Innen zuwiderläuft. Das Kapital ist an Arbeit als Ware interessiert, die billig eingekauft und effizient ausgepresst werden muss – und nur in diesem Zusammenhang ist es um den Schutz ihrer Qualität besorgt. Aber für die Arbeiter*Innen ist die Ware „Arbeitskraft“ untrennbar mit ihrem eigenen Körper verbunden. Gegen Impfungen und andere Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens zum Schutz der Gesundheit von Arbeiter*Innen zu protestieren, ist so, als würde Eine oder Einer Schutzhandschuhe beim Schweißen ablehnen, weil der Chef sie verordnet hat.
Der heutige Ungehorsam ist selbstzerstörerisch, aber er ist auch durch und durch falsch. Die Agenda denen, die heute in der Slowakei die Verkäufer*Innen in den Supermärkten angreifen, wenn Einhaltung der Schutzmaßnahmen verlangt wird, und auf den Plätzen demonstrieren, ist eine Mischung aus all den reaktionären Plattitüden, die in den Krisen des Kapitalismus der letzten fünfzehn Jahre auftauchten, von der wirtschaftlichen bis zur migrationspolitischen. Der Ausgangspunkt ihres Kampfes für die Freiheit ist nicht die Solidarität, sondern der Individualismus des atomisierten Bürgers. Ihr Ziel ist eine fiktive Unterdrückung, während sie die realen Quellen der Herrschaft, die lange vor der Pandemie bestanden, unangetastet lassen und sogar noch verstärken wollen. Was könnte diese Art von „Widerstand gegen das System“ besser beschreiben als die Tatsache, dass sie sich ständig auf die Verfassung beruft?
Die italienischen Streiks vor einem Jahr waren ein Vorbild, das jedoch nur episodenhaftes Echo fand – zum Beispiel in den Kämpfen um die Verfügbarkeit von Schutzausrüstung in amerikanischen Krankenhäusern. Sie haben nichts mit den heutigen Formen des Ungehorsams gemein. Kontinuität könnte nur auf einer Grundlage entstehen, die dem aktuellen Spiel der Revolte fremd ist: Zusammenhalt, Autonomie, die Verteidigung der unmittelbaren Interessen der Arbeiter*Innen. Was speziell die Pandemie betrifft, so würde dieser Ansatz neben der Solidarität mit den Kämpfen für bessere Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen auch den Kampf für die Bereitstellung von Impfstoffen für alle Menschen in der Welt, die sie benötigen, umfassen.
Au cours de la première moitié du mois de mars 2020, une vague de grèves sauvages a déclenché dans les usines du nord de l’Italie, visant à imposer un lockdown immédiat. À l’époque, les régions industrielles de Lombardie et de Vénétie dominent les statistiques de mortalité. A la fin, ces arrêts spontanés des travailleurs ont contribué à la fermeture pendant deux semaines de toutes les entreprises “non essentielles”.
Aujourd’hui, moins de deux ans plus tard, l’arme principale dans la lutte contre la pandémie n’est plus le lockdown, mais la vaccination. Certains lieux de travail du nord de l’Italie sont, à nouveau, devenus l’objet d’intérêt. Cette fois, ils apparaissent comme les bastions d’une prétendue lutte pour la liberté, c’est-à-dire contre l’obligation de présenter un certificat de vaccination ou un test COVID-19 négatif au moment de se rendre au travail.
Au début de la pandémie, le monde s’est émerveillé des succès de l’Europe centrale et orientale. On a construit l’hypothèse que le virus n’avait aucune chance dans cette région en raison de la vaccination contre la tuberculose, autrefois obligatoire, qui, pensait-on, aurait également pu créer une barrière contre le COVID-19. D’autres ont souligné l’obéissance avec laquelle la population de l’ancien bloc de l’Est a accepté les restrictions de mouvement. Cette attitude était considérée comme l’héritage de régimes autoritaires ou comme le résultat de la peur des gens de ce qui se passerait si la pandémie submergeait les systèmes de santé sous-financés de ces pays.
Aujourd’hui, les pays situés du côté droit du rideau de fer sont en tête pour ce qui est de la croissance des taux d’infection et de mortalité. Par rapport aux autres pays européens, ils sont également à la traîne en matière de vaccination. L’effondrement des soins hospitaliers, dont l’idée nous avait autrefois tant effrayés, frappe à la porte de la Slovaquie. C’est pourquoi certains invoquent à nouveau le spectre du communisme, mais cette fois non pas pour expliquer l’obéissance, mais son absence.
En vérité, cette désobéissance d’une partie des travailleurs italiens ou de la population de l’ancien bloc de l’Est est totalement aveugle. Surtout, elle ne peut pas être comparée à la révolte de 2020. Les acteurs de cette dernière se sont instinctivement levés pour défendre des vies, en agissant par solidarité avec la main-d’œuvre épuisée du secteur de la santé. Ils ont fait face à un État qui, pour des raisons économiques, traînait les pieds pour introduire des mesures plus strictes, et à un capital qui, pour les mêmes raisons, essayait de maintenir la production le plus longtemps possible.
Aujourd’hui, les cartes sont redistribuées. Non seulement la vaccination réduit le risque d’infection, de maladie grave ou de décès, mais elle est également plus avantageuse sur le plan économique. Les patrons ne veulent pas d’employés malades et absents ou de perturbations dans les chaînes d’approvisionnement. L’État ne veut pas non plus de fermetures périodiques d’écoles, de chaos dans le secteur de la santé et de fermeture de l’économie. La vaccination de masse est donc devenue la principale stratégie des États, souvent soutenue par les associations d’employeurs. Cependant, cela ne signifie pas du tout qu’elle est contraire aux intérêts des travailleurs. Le capital s’intéresse à la force de travail en tant que marchandise à acheter à bas prix et à l’exploiter efficacement – et c’est seulement dans ce contexte qu’il se soucie de protéger sa qualité. Mais pour les travailleurs, la marchandise “force de travail” est inséparable de leur propre corps. Protester contre les vaccinations et autres mesures de santé publique destinées à protéger la force de travail, c’est comme refuser de porter des gants de soudage parce que le contremaître vous l’a demandé.
La désobéissance d’aujourd’hui est non seulement autodestructrice mais aussi fausse. L’agenda des combattants slovaques de la liberté qui luttent dans les supermarchés et sur les places publiques est un amalgame de toutes les absurdités réactionnaires qui ont été rejetées ces quinze dernières années par les crises capitalistes, de la Grande Récession à la crise des réfugiés. Le point de départ de cette lutte pour la liberté n’est pas la solidarité, mais l’individualisme du citoyen atomisé. Sa cible est une oppression fictive, laissant intactes les sources réelles de domination qui existaient bien avant la pandémie, voire visant à les renforcer. Qu’est-ce qui pourrait mieux décrire ce type de “protestation anti-système” que le fait qu’elle se réfère constamment à la constitution et aux lois de ce système ?
Les grèves italiennes du printemps 2020 étaient un exemple à suivre. Hélas, elles n’ont trouvé que des échos épisodiques – par exemple, dans les luttes pour un EPI adéquat dans les hôpitaux américains. Mais elles n’ont rien en commun avec les formes de désobéissance d’aujourd’hui. Une continuité ne pourrait naître que sur une base totalement étrangère à ce jeu de rôle de la révolte : la solidarité, l’autonomie, la défense des intérêts immédiats des travailleurs. En ce qui concerne la pandémie, outre la solidarité avec les luttes pour de meilleures conditions de travail dans le secteur de la santé, une telle approche inclurait également la lutte pour la mise à disposition de vaccins à toutes les personnes qui en ont besoin dans le monde.
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